Liebe Freunde schöner Musik, lange haben wir gewartet, einen Vorgeschmack gab ich euch letzten Monat und vor kurzem war es dann endlich soweit:
Die schwedische Indiepop-Fee Lykke Li hat ihr zweites Studioalbum veröffentlicht, das den schweren Titel Wounded Rhymes trägt und auch bedeutend schwerer und mysteriöser daher kommt als sein Vorgänger.
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Cover-Foto von Roger Deckker, via Lykke Li |
Nachdem sie im Jahre 2008 mit Youth Novels ihr überragendes Debüt vorlegte, zog sich die junge Schwedin erstmal zurück und es wurde ein wenig still um sie. Nach einem halben Jahr Arbeit an ihrem neuen Werk, erschien vor etwas mehr als zwei Wochen nach ein bisschen mehr als drei Jahren ihr zweites Album: Ein durchdringender Lobgesang an die gepflegte Depression.
Eile beim Schreiben ihrer Lieder hat sie offenbar nicht gehabt - um ein einigermaßen geregeltes Leben in Ruhe genießen zu können, bezog Lykke Li nach ihrer langen Tour zum Erstlingswerk ein Haus in Los Angeles, um etwas Abstand zu finden. Wieso gerade L.A.? Dies erklärte sie Pitchwork Media im Interview folgendermaßen:
"I'm from Sweden so I don't enjoy winter at all; there's nothing cute about it. Right now [November 2010] I'm in Stockholm, and it's so fucking cold and dark. I have such a dark mood in myself already so I don't need things to be darker."
Nun, das Dunkle hört man dem Album auf jeden Fall an! Stille, Traurigkeit, unerwiderte Liebe werden da besungen. Allein der Titel Sadness Is A Blessing sollte für sich sprechen. Dennoch kommt er verblüffend leichtfüßig daher, Lykke Li singt klar und hell wie eh und je. Betrachtet man nun noch das was sie singt, so klingt diese Art der musikalischen Verarbeitung ganz danach, als nähme das lyrische Ich sein Schicksal schlichtweg hin:
Tendenziell wehklagender hört man sie dagegen über ihre verschmähte Liebe in Unrequited Love lamentieren, ein langsames, wehmütiges Liedchen - drückt wohl so ziemlich das Gefühlschaos nach dem Beenden einer Beziehung aus.I ranted, I pleaded, I beg him not to go
For sorrow, the only lover I've ever known
Sadness is a blessing
Sadness is a pearl
Sadness is my boyfriend
Oh, sadness I'm your girl
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Bild von Marcus Palmqvist, via Myspace |
Starke Gefühle ganz im Stile großer Liebe und tiefer Verbundenheit drücken dagegen die Titel I Know Places, I Follow Rivers und Love Out Of Lust aus; die letzteren beiden sind daher etwa auch aus ganz persönlichen Gründen unter meinen Favoriten des Albums! Vor allem I Follow Rivers verzaubert und begeistert mich. Diese Frau ist meiner Ansicht nach immer wieder imstande, die poetischsten Texten zu verfassen und ihre Aussagen wunderbar zu verpacken:
Oh I beg you, can I follow?
Oh I ask you, why not always?
Be the ocean where I unravel
Be my only, be the water where I'm wading
You're my river running high; run deep, run wild
[...]
Ist das schön oder ja? Ich find's wundervoll.I, I follow, I follow you deep sea baby
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Foto von Daniel Jackson, via Lykke Li |
Vollkommen begeistert bin ich jedoch auch von den schnellen, rhythmischen Titeln. Diese allgemein etwas düsteren Songs mit viel Bummbumm und Getrommel haben es mir angetan. Die erste, aggressive Single Get Some etwa kann einen kaum still sitzen lassen. Provokant tönt sie daher: "I'm your prostitute". Dazu weiß Li folgendes zu sagen:
Dem verruchten Konzept von leicht elektronischen Klängen gepaart mit Trommeln, dröhnenden Orgeln und einer aufbegehrenden Lykke-Li-Gedächtnisstimme folgen auch Lieder wie Rich Kids Blues, Youth Knows No Pain und Jerome. Letzteres ist ebenfalls ein klarer Favorit von mir."Yeah, it's not about being a sex prostitute. It's about this power play in the war of the sexes. It's a rat race, like, "I'm in charge," "No, I'm in charge." A lot of times females are in charge because they kind of have the pussy power. If they say, "I'm you're prostitute," then they mean, "I'm the power."
I was also reading this [Haruki] Murakami book The Wind-Up Bird Chronicle where there's a woman that calls herself a mind prostitute and she goes into this man's mind so he thinks that they're getting it on; he fantasizes about her. They're not doing it, she's just in his mind to steal information."
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Foto von Tre Dadlar für das dänische Soundvenue Magazine |
Man kann über das neue Album auf jeden Fall sagen, dass Lykke Li anscheinend einen kleinen Imagewandel durchgemacht hat. Ob das nun tatsächlich an bitteren Gemütszuständen zu Zeiten der Entstehung lag? Vielleicht auch einfach daran, dass sie sich ein wenig von dem Bild lösen wollte, das vielen von ihr hatten: Lykke Li, das süße, zierliche Mädchen aus Schweden mit der glockenhellen Stimme. Gehör verschafft hat sie sich so jedenfalls, denn einige Stücke sind schon ziemlich radio- bis tanzflächentauglich.
Dieses atmosphärische Album unterscheidet sich zwar ziemlich vom Erstling, doch bin ich keineswegs enttäuscht, denn die neue Seite steht ihr gut. Überrascht bin ich, ja - aber positiv. Fan durch und durch eben.
Zu guter Letzt möchte ich euch das Prachtexemplar selbstredend nicht vorenthalten. Überzeugt euch selbst und lasst wissen, was ihr davon haltet!
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