Heute möchte ich euch die ungewöhnliche Musik der ungewöhnlichen Schwestern Sierra und Bianca Casady näherbringen. Gemeinsam treten sie als CocoRosie auf. CocoRosie, das sind Klänge und Stimmen, Geräusche und Töne wie aus einer anderen Welt.
Gegründet wurde die Band im Jahre 2003 in Paris, obgleich die beiden Schwestern in den USA geboren und aufgewachsen sind. Das lag daran, dass sich beide zuvor jahrelang nicht gesehen hatten. Das kam so: Sierra - von der Mutter Rosie genannt - wurde im für seine langweiligen Weiten aus Ackerflächen bekannten US-Bundesstaat Iowa geboren, Bianca - Coco genannt - hingegen auf Hawaii. Sie lebten zusammen mit ihrer Mutter (die Eltern trennten sich als die Schwestern noch sehr jung waren) und zogen viel durch die Staaten, keine der beiden beendete die High School. Mit 18 Jahren zog Sierra nach New York City, zwei Jahre später nach Paris um am dortigen Konservatorium zu studieren und eine Karriere als Opernsängerin einzuschlagen. Bianca aber lebte weiter in New York, studierte Linguisitk und Soziologie und verfolgte ihre Vorliebe fürs Schreiben und die bildende Kunst. In dieser Zeit verloren die beiden sich aus den Augen.
2003 fanden die Schwestern wieder zueinander, als Bianca unverhofft vor Sierras Tür in Paris stand. Die Arbeit an ihrem ersten La maison de mon rêve (dt.: Das Haus meines Traumes) Album begann. Mittlerweile sind vier Alben erschienen, das letzte im vorigen Jahr.
Der Stil CocoRosies kann als experimentell gut zusammengefasst werden: Er beinhaltet Elemente des Pop, Blues, Hip Hop und der Oper. Ihre Musik wird auch zum Freak Folk gezählt, einer Art Musik, der auch ein anderer von mir geschätzter Künstler angehört: Devendra Banhart - mit dem sie auch schon zusammenarbeiteten.
Besonderes Merkmal ihrer Musik ist zum Beispiel, dass Bianca in verzerrter oder kindlicher Stimme singt; Sierra wiederum lässt oft ihren Operngesang durchscheinen. Elektronische Samples werden verwendet, genauso wie Geräusche von Kinderspielzeugen oder Alltagsgegenständen und Klänge aus der Natur. Das schafft infantile, naive Musik. Andererseits kann sie auch furchtbar traurig oder melancholisch sein. Eigentlich ist von allem ein wenig dabei.
Über die Texte der Lieder lässt sich vor allem sagen: Hä?! Das soll mal einer verstehen. Was wollen uns die Schwestern vermitteln? Wirklich, oft klingt es nach Nonsens; aneinandergereihte Begebenheiten, verwunschene Geschichten von Friedhöfen, Piraten, Feen. Geschichten über Exekution am Galgen, Engel und Ausflüge mit dem Vater. Und gerade das ist das Interessante: Man kann sich selbst denken, was die Texte bedeuten sollen; man hat sehr viel Interpretationsfreiheit. Auch sind CocoRosie für ihre Symbolik und Sprache bekannt: Die Lyrics sind meist auf einem poetischen, hohen Level geschrieben. Beim Durchlesen stoße ich immer wieder auf tollste, unbekannte englische Worte (als Französisch-Student muss ich erwähnen, dass die beiden auch ein paar Lieder auf französisch gesungen haben)!
Auch optisch sind CocoRosie verwunderlich, doch schön: Sie schminken sich ulkig, kleben sich Bärte aus hellblauer Wolle an, malen sich Tränen auf.
Nun das wichtigste bei all dem: Man muss sich auf die Musik einlassen, denn sie wird wie nichts klingen, was man aus den Charts kennt. Für mich klingt sie einfach nur zum Träumen, Nachdenken, Genießen ... oder für Momente in denen man nicht weiß, in welcher Stimmung man eigentlich ist.
Auf jeden Fall lege ich euch ihre Musik sehr ans Herz und hoffe, dass ihr ihr auch etwas abgewinnen könnte. Hört sie euch hier an und lasst mich wissen, wie sie euch gefällt!
Eines meiner Lieblingslieder von den beiden und ein herrliches Video: Lemonade
Ein melancholisches Lied und ein Video, das an das 19. Jahrhundert erinnert: Gallows
Rainbowarriors, rainbow love awaits you!
Rainbowarriors, rainbow love awaits you!
Noah's Ark came to my house one day, with all his animals and he took me away.
Sehr interessante Musik!
ReplyDeleteBleibt im Kopf.
Liebste Grüße
Joséphine D.